Wie Ronan ins Hörbuch kam > Teil 2
Im Beitrag zuvor hatte ich euch erzählt, wie Ronans Reise ins Hörbuch begann. Jetzt wird es richtig spannend, denn wir sind bei Sprecher Jan Terstiege zu Gast und erfahren, wie eigentlich ein Hörbuch gemacht wird. Das ist Jan:
Und dann geht es auch gleich los mit meinen vielen Fragen! :)
Lieber Jan,
vielen Dank, dass wir bei dir einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen! Du bist professioneller Sprecher und hast die Hörbücher für die ersten beiden Bände der Raukland-Trilogie bereits eingesprochen, der finale Band entsteht gerade. Die Hörbücher sind richtig toll geworden und ich bin sehr gespannt, zu erfahren, wie du das eigentlich alles machst!
Du musst in der Lage sein, Dich in die Geschichte und die Charaktere hineinversetzen zu können - mehr noch: Du musst vor allem fühlen, was Du das sprichst. Es hat viel mit Schauspielerei zu tun. Und mit Empathie.
Daneben ist eine klare und möglichst akzentfreie Aussprache wichtig. Gleichzeitig muss die Überbetonung einzelner Buchstaben vermieden werden, weil es dann unnatürlich klingt. Das ist eine Gratwanderung und immer auch ein „Ritt auf der Rasierklinge“.
In meinem Studio befindet sich ein Aufnahmetisch mit meiner Technik, also meinem Computer, einer kleinen Schreibtischlampe, einem schwenkbaren Mikrofonarm mit Mikrofon und einem Interface, welches das Mikrofon mit der Aufnahmesoftware im Computer verbindet.
Dazu kommt noch ein Kopfhörer, den ich auf einen Halter hängen kann, wenn ich ihn nicht benötige. Der Kopfhörer ist wichtig, um mich selber während der Aufnahme unmittelbar zu hören. So kann ich sofort korrigieren, wenn eine Passage nicht so geworden ist, wie ich sie mir vorstelle.
Der Raum ist mit Akustikvorhängen und sogenannten „Bassfallen“ ausgestattet, die dafür sorgen, dass der Raumklang stimmt und die Aufnahme am Ende so klingt, wie sie klingen soll.
Ganz wichtig war der zeitnahe Kontakt mit Dir als Autorin dieser Trilogie. Du hast diese Welt erschaffen und konntest mir wertvolle Hinweise geben, wie die Namen der beteiligten Personen ausgesprochen werden müssen.
Nachdem Du das erste Kapitel probegehört und Deine Zustimmung zu meiner Erzählweise erteilt hattest, habe ich so weiter gemacht. Ich habe das große Glück, recht gut „vom Blatt“ lesen zu können und wenige Fehler zu machen, sodass ich das Manuskript nicht vorab lesen musste, um erst dann mit der Aufnahme zu starten.
Das ist tatsächlich schwer! Die Hauptcharaktere, wie Ronan, Zhodan, Merin, Liam usw. kann ich mir leicht merken, weil sie doch häufig zu Wort kommen. Bei anderen, die längere Zeit nicht erscheinen, ist es deutlich schwieriger, wie z. B. Rouk.
Wichtig war mir, dass die Stimmen zu den Verhaltensweisen und/oder Charaktereigenschaften der Personen passen. Ronan ist natürlich der Sympathieträger, der mit seiner einerseits klaren, andererseits immer wieder auch mal besorgten und verzweifelten Ausdrucksweise die wichtigste Rolle einnimmt. Zudem darf er nicht zu alt klingen.
Zhodan, der stellenweise abgebrühte und sein Geheimnis bewahrende, strenge, aber doch liebevolle Lehrmeister muss natürlich anders klingen.
Azel, der Brutale - Broghan, der Hinterhältige - Merin und Bellingor, die alternden Könige - allen habe ich versucht, eine passende Stimme zu geben.
Und dann haben wir die wichtigen weiblichen Charaktere - allen voran Eila, Kiara und Hannah. Hier habe ich versucht, zu vermeiden, in die Falle zu tappen, „echte“ weibliche Stimmen zu imitieren. Das ist mir einfach nicht überzeugend möglich. Daher habe ich nach dem Motto „weniger ist mehr“ gehandelt und nur sehr behutsam die Stimme angepasst.
Tatsächlich waren es die vielen handelnden Personen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, für alle eine wiedererkennbare Stimme gesprochen zu haben.
In Gedanken nach Raukland und Lannoch zu reisen, mich in diese Zeit entführen zu lassen, war eine ganz besonders schöne Erfahrung! Und ich habe sehr viel über Schwerter und Pferde gelernt!
Da hilft nur Geduld. Abwarten, bis die Störung vorbei ist und dann einfach weitermachen.
Wenn Gismo sprechen könnte, wäre es wahrscheinlich er. Ronan ist mir sehr ans Herz gewachsen, allerdings ist es stimmlich anstrengend, ihn zu sprechen. Dafür brauche ich viel Luft. Insofern würde ich Darrin nennen wollen - oder auch Zhodan. Beide haben ganz eigene Stimmen, aber sie kann ich leichter zu Gehör bringen.
Ich lese seit meinem fünften Lebensjahr. Lesen ist ein fester Bestandteil meines Lebens, allerdings fehlt mir mittlerweile die Zeit, so viel zu lesen, wie ich es früher konnte.
Ich bin offen für vieles und nicht festgelegt. Einige meiner Lieblingsautoren sind: Carlos Ruiz Záfon, H. P. Lovecraft, Haruki Murakami, T. C. Boyle, Fjodor Dostojewski, Karl Ove Knausgård, Robert Seethaler.
Daneben mag ich aber auch Goethe, Thomas Mann, Stefan Zweig.
Goethes „Faust I“ ist mein absolutes Lieblingsdrama. Man findet im „Faust“ zu fast jeder Lebenslage eine zitierfähige Stelle - großartig!
Ich bin bei Facebook, Instagram und Twitter zu finden und natürlich auch über meine Website kontaktierbar: https://jan-terstiege.de.
Vielen Dank, Jan, für diesen interessanten Einblick in deine Arbeit! Die vielen unterschiedlichen Stimmen in der Raukland-Trilogie und all die Emotionen, die du den Charakteren mitgibst, faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Sehr spannend, mehr darüber zu erfahren!
Hier könnt ihr hören, wie Jan eine Szene aus Rauklands Sohn spricht. Es ist ein Ausschnitt aus Kapitel 1, in dem auch Ronans
grausamer Vater Azel zu Wort kommt:
Eine Neuigkeit habe ich obendrein für euch: Ronans Hörbuch-Abenteuer geht weiter! Am 8. Juli 2022 erscheint bereits Band 2 der Raukland-Trilogie als Hörbuch: Rauklands Blut!
Habt alle einen tollen Tag!
Eure Jordis :)